Europas Weg zur Klimaneutralität: Wie wir die Energiewende bezahlbar gestalten können – mit klugen Investitionen und Innovation. Ein Plädoyer von E.ON-CEO Leonhard Birnbaum.
Europa steht an einem entscheidenden Punkt seiner Energiewende. Die Energiekrise des Jahres 2022 hat tiefe Spuren hinterlassen, da hohe Energiekosten sowohl Industrie als auch Privathaushalte belasten. Das Ziel, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, stellt eine enorme Investitionsherausforderung dar.
In den kommenden zehn Jahren müssen schätzungsweise 6,6 Billionen Euro in das Energiesystem fließen, um diese Ziele zu verwirklichen. Gleichzeitig wächst in der Gesellschaft die Sorge über die Bezahlbarkeit der Energiewende sowie weitere finanzielle Belastungen durch Sicherheits-, Verteidigungs- und Zollfragen.
Dennoch gibt es mittlerweile einen gangbaren Weg, der Netto-Null-Emissionen zu vertretbaren Kosten ermöglicht. Ein pragmatischer und kosteneffizienter Ansatz kann dabei helfen, wirtschaftliche Stabilität und öffentliche Akzeptanz zu bewahren. Entscheidend ist, die Dekarbonisierungsmaßnahmen nach ihrer Kosteneffizienz zu priorisieren.
Dazu gehört die beschleunigte Einführung elektrifizierter Lösungen sowie eine strategische Anpassung teurerer Maßnahmen. Durch gezielte Förderung und den Verzicht auf überflüssige Subventionen lässt sich die Effizienz der Dekarbonisierung steigern.
Obwohl die Gesamtkosten des Energiesystems steigen werden, könnte eine Verdoppelung der Stromnachfrage durch Elektrifizierung dazu führen, dass diese Kosten breiter verteilt werden. Dadurch könnten die spezifischen Systemkosten bis 2050 um 20 % sinken.
Durch die Einsparungen beim Energieverbrauch durch elektrische Geräte wird die Energiewende trotz hoher Investitionen nicht zu steigenden, sondern langfristig sinkenden Kosten führen. Bis 2050 könnten so über 1,5 Billionen Euro an Systemkosten eingespart werden – das entspräche durchschnittlich 300 Euro pro EU-Haushalt jährlich.
Um diesen Weg zu beschreiten, müssen Maßnahmen ergriffen werden: eine Neuausrichtung der Energiewende, ein bedarfsgerechter Ausbau des Energiesystems, der Aufbau digitalisierter Infrastrukturen und die Förderung heimischer Innovationen. Zudem sollten Steuern und Abgaben auf Strom gesenkt werden, um die wahren Kostenvorteile der Elektrifizierung sichtbar zu machen.
Die Elektrifizierung ist die kosteneffizienteste Lösung für etwa 80 % der Energiewende. Durch den Ausbau von Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen wird die Stromnachfrage in der EU bis 2035 voraussichtlich um 30 % steigen. Während diese Technologien bereits wirtschaftlich tragfähig sind, müssen Anreize ihre Verbreitung weiter beschleunigen.
Industrien im Wandel benötigen gezielte Unterstützung, um ihre Transformationsprozesse erfolgreich zu bewältigen. Gleichzeitig muss die überproportionale Belastung von Strom mit Steuern und Abgaben im Vergleich zu Erdgas reduziert werden, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.
Moderne und widerstandsfähige Netze sind entscheidend, um die Vorteile erneuerbarer Energien optimal zu nutzen. Private Investitionen können den notwendigen Ausbau der Infrastruktur finanzieren, während digitale Lösungen die Integration von Flexibilitätsoptionen ermöglichen. Dies könnte bis 2050 jährlich bis zu 40 Milliarden Euro einsparen.
Um die Entwicklung von Wasserstofftechnologien zu beschleunigen, müssen Systeme bedarfsgerecht dimensioniert werden. Durch optimierte Dekarbonisierungslösungen lassen sich große Infrastrukturinvestitionen hinauszögern und bis 2030 fast 200 Milliarden Euro sparen.
Die historische Rolle Europas als Innovationsmotor muss wiederbelebt werden. Frühzeitige Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie die Förderung von Venture Capital sind entscheidend, um Durchbrüche in effizienteren erneuerbaren Energien, sauberer Wärmeerzeugung und kostengünstiger Wasserstoffproduktion zu erreichen.
Eine bezahlbare Energiewende ist nicht nur möglich, sondern auch unverzichtbar für Europas Energiesicherheit und wirtschaftliche Zukunft. Entscheidungsträger müssen jetzt handeln, um die Weichen für eine stabile Energieversorgung, wirtschaftliches Wachstum und eine globale Führungsrolle in einer sich wandelnden Welt zu stellen.
Internationales Schuldnerregister
Stellen Sie durch eine detaillierte Überprüfung im Schuldnerregister sicher, dass Ihre finanzielle Historie wirklich sauber und schuldenfrei ist.