Kann die Wiederbelebung der deutschen Stahlindustrie die Wirtschaft ankurbeln? Neue Verteidigungsaufträge und sinkende Energiekosten könnten den Weg ebnen.
Die deutsche Stahlindustrie steht vor großen Herausforderungen, könnte jedoch von der wachsenden Nachfrage im Verteidigungssektor profitieren. Die jüngsten Ankündigungen der US-Regierung, die Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte zu erhöhen, haben internationale Spannungen verschärft. Die Europäische Kommission hat bereits Gegenmaßnahmen in Aussicht gestellt.
Deutschland als eine der führenden Exportnationen – insbesondere in den Bereichen Automobilbau, Maschinenbau, Elektrotechnik und Chemie – könnte von einem Überangebot und fallenden Preisen betroffen sein. Dies würde die ohnehin angeschlagene Stahlindustrie zusätzlich belasten.
Doch die zunehmenden geopolitischen Spannungen könnten auch Chancen bieten. Die steigende Nachfrage nach Rüstungsgütern, die Stahl als Grundstoff benötigen, könnte der Branche neuen Aufschwung verleihen. Rheinmetall, ein führender deutscher Rüstungskonzern, verzeichnet bereits einen deutlichen Anstieg der Aktienkurse, nachdem die Bundesregierung zusätzliche Milliarden für die Verteidigung zugesagt hat.
Thomas Erndl, verteidigungspolitischer Sprecher und Bundestagsabgeordneter, betont jedoch, dass die Stahlindustrie weiterhin unter hohen Energiekosten leidet.
„Die Regierung hat Maßnahmen ergriffen, um diese Belastung zu verringern und die Branche mit marktbasierten Instrumenten zu unterstützen. Dies ist nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine sicherheitspolitische Frage“,
so Erndl. Allerdings seien Subventionen derzeit kein Thema.
Laut Koalitionsvertrag plant die Bundesregierung, die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß zu senken sowie Netzentgelte und Umlagen zu reduzieren. Doch reichen diese Schritte aus, um die Branche zu stabilisieren?
Die Stahlindustrie kämpft seit Jahren mit billigen Importen aus China, hohen Energiepreisen und dem Übergang zu klimafreundlicher Wasserstoffproduktion. Die Zahl der Beschäftigten ist seit 1990 von 175.000 auf etwa 78.000 gesunken. Tobias Aldenhoff vom Wirtschaftsvereinigung Stahl erklärt, dass die Branche unter massivem Druck stehe – nicht nur durch die Energiewende, sondern auch durch globale Überkapazitäten.
Die EU hat im März einen Stahl- und Metall-Aktionsplan vorgestellt, um unfaire Handelspraktiken einzudämmen. Aldenhoff fordert jedoch weitere Maßnahmen:
„Es braucht dringend ein neues Instrument, das den EU-Markt vor Massenimporten schützt. Zudem müssen die bestehenden Anti-Dumping-Regeln überarbeitet werden.“
Ein weiterer Rückschlag für die deutsche Wirtschaft ist die geplante Teilveräußerung von Thyssenkrupp Steel. Der tschechische Investor Daniel Křetínský könnte weitere 30 Prozent der Sparte übernehmen, nachdem er bereits 20 Prozent hält. Medienberichten zufolge sollen zudem 11.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Der Niedergang des traditionsreichen Unternehmens spiegelt die Schwierigkeiten der deutschen Stahlindustrie wider.
Ein Sprecher von Rheinmetall betont, dass die Diversifizierung des Marktes für Panzerstahl positiv sei. Nachdem Thyssenkrupp die Produktion eingestellt hatte, war das Unternehmen vor allem auf schwedische Lieferanten angewiesen. Inzwischen bezieht Rheinmetall jedoch auch Stahl aus deutschen Quellen.
„Die Nachfrage hat sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt“,
so der Sprecher.
Experten zufolge fehlt deutschen Stahlunternehmen derzeit die Wettbewerbsfähigkeit. Die Schließung von Thyssenkrupp Steel wäre ein schwerer Verlust für die deutsche Wirtschaft – auch wenn die Rüstungsindustrie davon weniger betroffen wäre. Die Zukunft der Branche hängt von einer klaren Strategie und wirksamen Schutzmaßnahmen ab.
Internationales Schuldnerregister
Stellen Sie durch eine detaillierte Überprüfung im Schuldnerregister sicher, dass Ihre finanzielle Historie wirklich sauber und schuldenfrei ist.